Gedenksteinpflege

Bad Wilsnack, den 02.07.2010

Geschichte vor der Haustür

 

Seit dem Jahrestag der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft pflegen SchülerInnen der Elbtalgrundschule Bad Wilsnack den Gedenkstein am historischen Ort zwischen Quitzöbel, Glöwen und Nitzow.

Dieser Stein soll die Erinnerung davon festhalten, dass sich in unserer Region das KZ-Außenlager Glöwen befand.

Hier wurden 770 jüdischen Frauen und Männer aus ihrer Heimat deportiert und mussten für die DAG „Lager Glöwen“ Zwangsarbeit in der deutschen Rüstungsindustrie leisten.

Die Geschichte über das KZ-Außenlager wurde in einem Projekt durch eine Schülergruppe der damaligen Gesamtschule Bad Wilsnack erforscht und damit dem Vergessen entrissen.

Mit Unterstützung kommunaler Politiker, regionaler Firmen sowie der Gedenkstätte Sachsenhausen konnte 2004 ein Gedenkstein eingeweiht werden. An diesen Feierlichkeiten nahmen auch zwei Überlebende des Lagers Glöwen teil. Trotz ihres hohen Alters reisten sie aus Israel an.

LehrerInnen und SchülerInnen der Elbtalgrundschule Bad Wilsnack sind sich der Verantwortung bewusst, die sie auch mit der Pflege am Gedenkstein übernommen haben.

So ist es Tradition, dass sich die Sechsklässler zu Beginn eines neuen Schuljahres mit der „Geschichte vor ihrer Haustür“ vertraut machen. Im Projektunterricht nähern sie sich altersgemäß der schwierigen Thematik an. LehrerInnen helfen bei der Erklärung von Begriffen wie z.B. Juden, Rassismus, Antisemitismus und ihre Folgen für den Menschen.

Grundlage des Projektunterrichts bildet neben anderem die Broschüre „Erinnerung an eine verlorene Zeit“. Darin schildern Überlebende des KZ-Außenlagers Glöwen das „Leben“ und die Arbeitsbedingungen im Lager. Gleichzeitig erfahren die SchülerInnen etwas über die Hoffnung der Häftlinge auf ihre Befreiung.

Die Pflege am Gedenkstein ist ein Teil der Erinnerungskultur an dieser Schule. Der Einsatz der SchülerInnen ist freiwillig und findet in der unterrichtsfreien Zeit statt. In der Regel fährt eine kleine Schülergruppe einmal monatlich an den Ort der Erinnerung. Dann wird gehackt, gezupft und geharkt. Oftmals legen sie einen kleinen Stein, dem jüdischen Brauch entsprechend, auf die Umrandung.

Die kleine Gedenkstätte, an der sich eine Infotafel befindet, lädt zum Anhalten ein. Besucher äußern sich lobend über die gepflegte kleine Anlage.

Übrigens führt der Fahrtweg einer Lehrerin der Elbtalgrundschule täglich an dem Gedenkstein vorbei. Für die Blumen dort hat sie stets eine volle Wasserflasche mit.

 

Info: Die Broschüre „Erinnerung an eine verlorene Zeit“ über das ehemalige KZ-Außenlager Glöwen, ist noch in der Stadtinformation Bad Wilsnack, Am Markt 1, erhältlich.

Telefon: 038791 2620

 

U. Seeger

Bad Wilsnack

 

 

 

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